© Bohumil KOSTOHRYZ boshua pour Théâtre National du Luxembourg
George Tabori / Frank Hoffmann
Im Salon von Madame X – Stil Louis XIV – nehmen Madame und zwei Schwarze den Tee. Madame möchte, daß die beiden ihren 90jährigen Freund, Monsieur Y, über die allgemeine Situation aufklären. Monsieur Y ist Jude. Seine Familie haben der Krieg und die Nazis ausgerottet. Er kann mit seinem Überleben nicht fertig werden und will diese Gunst irgendwie rechtfertigen. So möchte er nach Mississippi, um das Martyrium in einem von Schwarzen beherrschten Viertel am eigenen Leib zu erfahren und am Ende den Tod in einer großen Geste zu suchen. Die beiden Schwarzen sollen ihn nun einschüchtern, das Martyrium mit ihm vorher durchexerzieren. Bei der “Probe” mimt Monsieur Y abwechselnd den Nigger und den weißen Sheriff. Er macht das Spiel begeistert mit, bis ihm die beiden Schwarzen den Niggertod im Süden schildern, exakt und detailliert. Monsieur Y hat genug, er will kein Schwarzer mehr sein, aber er fährt in den Süden.
Die Demonstration ist das einzige Theaterstück des großen, vor drei Jahren verstorbenen, europäischen Autors George Tabori, das überhaupt noch nicht in Europa aufgeführt wurde. Die zwei schwarzen und zwei weißen Protagonisten reflektieren die Grausamkeit von Rassismus und Gewalt in tragischer Absurdität. Eingetaucht in tiefschwarzen Humor birgt das Stück einen politischen Zündstoff, der nie in political correctness abgleitet und keine Versöhnung mehr kennt. Das mag mit ein Grund sein, warum dieses Stück seine europäische Erstaufführung erst heute erlebt.
Entstanden und uraufgeführt 1967 in New York, war Die Demonstration für den jungen Morgan Freeman der Durchbruch als Bühnenschauspieler. Für Tabori selbst sollte es eines der letzten Stücke sein, das noch in den USA entstand. 1969 wurde er von der Verlegerin Maria Sommer nach Berlin eingeladen, um sein Stück Die Kannibalen am Berliner Ensemble zu inszenieren. Er blieb in Deutschland.
Maria Sommer vertraute die europäische Erstaufführung von Die Demonstration Frank Hoffmann und dem Théâtre National du Luxembourg in Kooperation mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen an. Aus der hochkarätigen Besetzung sticht, neben Christiane Rausch und den zwei nigerianischen Schauspielern Michael Ojake und Jubril Sulaimon, der bekannte Film-, Fernseh- und Theaterschauspieler Martin Brambach (Die Fälscher, SOKO Wismar, Tatort) hervor, der bereits in Luxemburg in der Torquato Tasso-Inszenierung zu erleben war.
Für diese Produktion steht theaterpädagogisches Begleitmaterial zur Verfügung (Alter: ab 16).
Regie
Frank Hoffmann
Regieassistenz
Linda Bonvini, Anne Simon
Bühne u. Kostüme
Jean Flammang
Musik
René Nuss
Dramaturgie
Andreas Wagner
Mit
Martin Brambach, Michael Ojake,
Christiane Rausch, Jubril Sulaimon