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CLAUDE LENNERS/ NACH DEM THEATERSTÜCK “DER TURM” VON PETER WEISS ALS LIBRETTO EINGERICHTET VON WAUT KOEKEN

“Der Turm” war zunächst ein Theaterstück, wurde dann von Weiss in ein Radio-Hörspiel umgeschrieben, fand aber später den Weg ins Theater zurück. Als es 1948 entstand, hatteWeiss gerade persönliche Erfahrungen mit der Psychoanalyse 17 gesammelt, und das ganze Stück ist von den einschneidenden Erfahrungen mit der Erforschung der eigenen Psyche geprägt.

Hauptfigur ist der Artist Pablo, der nach vielen Jahren zu dem Turm zurückkehrt, in dem er aufgewachsen ist. Erspürt, dass er seiner Vergangenheit in diesem Turm nicht entfliehen kann, dass er sich ihr stellen, tief in sie eindringen muss, wenn er sie überwinden will. In dem Turm haust immer noch eine mysteriöse Zirkus-Familie, angeführt von einem patriarchalischen Direktor. Pablo, der unerkannt bleibt, begegnet Carlo, einem brüderlichen Freund, der den Absprung aus dem Turm nie geschafft hat. Er trifft vergangene Lieben, aber auch den mächtigen Zauberer, für Peter Weiss der Inbegriff der Todessehnsucht. Pablo, einst ein begnadeter Balanceur, setzt alles auf eine Karte: Er lässt sich fesseln wie der große Houdini.Gelingt ihm die Entfesselung, ist er frei und kann den Turm mit seinen Gespenstern endlich hinter sich lassen. Das Offene, Geheimnisvolle, Irritierende von Weiss’ Geschichte hat Theatermacher immer wieder gereizt. Ende der 80er Jahre gab es in Bremen bereits eine Opern-Version von Detlef Heusinger. Claude Lenners sucht mit seiner Musik den Kontrast zweier Welten: Einerseits die lebhafte Zirkus-Szene, andererseits das beunruhigendgeheimnisvolle Seelenleben der Protagonisten. Waut Koekens Text-Adaption setzt auf knappe, intensive Dialoge.