JONAS HASSEN KHEMIRI
Théâtre des Capucins
Mit
Konstantin Bühler, Petra Förster, Sebastian Herrmann, Catherine Janke, Nora Koenig, Raoul Schlechter
Regie Stefan Maurer
Ausstattung Hanna Rode
Regieassistenz Tom Dockal
Musikalische Beratung Leonard Horres
Maske Joël Seiller
Der homo oeconomicus ist in der Wirtschaftswissenschaft idealisiert definiert als ein rationaler Agent, der vor dem Hintergrund seiner individuellen Präferenzen Entscheidungen trifft, die ihm den maximalen persönlichen Nutzen versprechen.
Wie aber handeln reale Personen vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Ordnungen und Systeme? Welche Präferenzen entwickeln sie, welchen Wert messen sie welchem Nutzen bei – und sind sie überhaupt in der Lage, rein rational zu entscheiden?
Der schwedische Autor Jonas Hassen Khemiri, 2015 für seinen jüngsten Roman Alles, woran ich mich erinnere mit dem renommierten August-Preis ausgezeichnet, geht solchen Fragen nach, in dem er in „≈“ (gelesen: „ungefähr gleich”) verschiedene Schicksale von Menschen, die ihren Platz in der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung suchen, finden oder verlieren, die reich und berühmt werden wollen, die von einem Bio-Bauernhof träumen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben oder die auf eine Festanstellung hoffen.
Einerseits ist klar, dass wirtschaftlicher Nutzen sich nicht nur auf materielle Güter bezieht, andererseits ist manches durchaus schwierig in einen ökonomischen Rahmen einzubetten. Welchen Wert haben Träume, Zeit oder ein Menschenleben? Näher als ≈ [ungefähr gleich] wird man sich dem nicht annähern können. Und so ganz nebenbei kommt in der Produktion der Théâtres de la Ville de Luxembourg auch ein Schuss Selbstreferentialität ins Spiel: Wie berechnet man eigentlich den Wert eines Theaterabends?
Regisseur Stefan Maurer ist dem Luxemburger Publikum wohl vertraut. Zuletzt inszenierte er Heinrich von Kleists Penthesilea am TNL und Roland Schimmelpfennigs Goldener Drache am Kasemattentheater. Er zeichnet hier seine erste Inszenierung für die Théâtres de la Ville.